Dienstag, 12. November 2013

Es ist vollbracht.

Ein halbes Jahr tägliches Training - Laufschema lernen, Grundkommandos einüben, ruhiges Gehen in der Stadt, noch mehr üben: Die Vorbereitung auf die Begleithundeprüfung hat Bailey und Herrchen alles abverlangt. Dabei auch noch Spaß zu haben war wohl die schwierigste Aufgabe. Am Ende muss das Team aber die letzte Herausforderung bewältigen: Nervosität.

Ausgerechnet auf der Zielgeraden kommt es immer anders als man denkt. Bailey konnte zuverlässig alle Kommandos. Nur nicht mehr bei der Generalprobe. Da interessierte sie sich mehr dafür, die Umgebung abzuschnuffeln, als Fuß zu gehen. Und Ablage? Was verdammt nochmal meint Herrchen mit diesem komischen "Platz"? Ich soll doch nicht wirklich allein da hinten liegen bleiben. Dort ist das Gras feucht!

Und Herrchen selbst war auch keine Hilfe. Angespannt und nervös versuchte er, das Schema zu laufen, aber kam wirklich erst der rechte Winkel und nicht doch der linke Winkel dran? Das waren tolle Aussichten für den Prüfungstag...!

Zwei schlaflose Nächte später: Es ist Samstag, Regen soll erst am Abend aufziehen und tagsüber sind Temperaturen um die acht Grad gemeldet. Kein Schnee, kein Frost, kein Sturm, also beste Bedingungen für eine Prüfung im November. Aufstehen um halb sieben, anziehen, Gassi gehen und um halb neun wird es ernst. Sechs Prüflinge und fast alle aufgeregt warten auf die Begrüßung des Richters. Es folgt die theoretische Prüfung. 25 Fragen, drei davon unbekannt aber lösbar. Null Fehler, Zeit, sich zu entspannen. Und was passiert statt dessen? Die Nervosität steigt.

Es folgt der Wesenstest. Eigentlich keine große Sache: Hund aus dem Auto holen, zum Prüfer gehen, Chip ablesen lassen. Lässt der Hund dies geduldig über sich ergehen, während dutzende Zuschauer herumstehen? Bailey zappelt zwar etwas herum, aber das jugendliche Temperament macht uns keinen Strich durch die Rechnung. Okay. Jetzt wird es ernst: Teil drei, Unterordnung, Leinenführigkeit, Freifolge. Wir sind im ersten Team dabei, beginnend mit der Ablage, während die Kollegen das Schema laufen.

Herrchen nutzt die Zeit, rückengewand zum Hund, und beruhigt sich. Atmen, tief durchatmen, bleibt Bailey auf ihrem Platz, wenn bei den Läufern das Abschlusskommando "Hier" folgt? Das hatte zuletzt nicht mehr zuverlässig geklappt. Aber: Keine Aufregung bei den Zuschauern, ein relaxter Prüfer, es fühlt sich gut an.

Was sich gut anfühlt muss jedoch nicht gut sein: Als sich Herrchen umdreht, um nun ebenfalls das Schema zu laufen... sitzt Bailey freudig erregt unmittelbar hinter ihm. F***! Zehn Punkte sind weg, der Punktepuffer ist unbarmherzig geschmolzen. Wieso ist Bailey aufgestanden? Wie sich später herausstellt, hat Madame nicht eine Sekunde gelegen sondern ist Stück für Stück ihrem Herrchen nachgetrottelt. Kurze Panik, die Beruhigung ist dahin, Herrchen läuft wie auf Schienen, hat eine außerkörperliche Erfahrung und wäre in tausend Teile zersprungen, würde er angetippt werden. Bailey schnuffelt derweil mal hier, mal da, ach ja, Fuß soll sie gehen, na gut, aber, ui, dort drüben kann hund ja schon wieder etwas entdecken. Eine gefühlte Katastrophe, als hätte es noch nie auch nur eine Übungsstunde gegeben. Sieht es von außen so schlimm aus, wie es sich gerade anfühlt?

Generalkritik beim Prüfer: Die Prüfung steht auf wackligen Beinen. Aber: Es gibt noch eine Chance, sollte sich Bailey im Stadtteil bewähren, wird ein Auge zugedrückt. Da ist es kein Trost, dass die anderen auch nicht gerade die beste Figur auf dem Platz machen. Trotzdem - jetzt wird erstmal ausgiebig gespielt und getobt und der Stress baut allmählich ab.

Eigentlich ist die Prüfung abgehakt. Aber man will das Beste draus machen. Also in der Stadt anstrengen, es geht ja um nichts mehr, was will man denn noch retten! Plötzlich tiefenentspannt wird die Stadtübung ein grandioses Kinderspiel, ein Übungsteil, der sogar Spaß macht. Tatsächlich läuft dieser Teil perfekt. Und dann, große Freude, Umarmungen, Party: Wir haben bestanden! Danke Rebekka und danke Pascal.

Bei allem Stress im Vorfeld und der nicht gerade vorbildlich gelaufenen Prüfung: Es hat sich gelohnt. Es ist eine enge, vertrauensvolle Partnerschaft zwischen Mensch und Hund entstanden, die uns keiner nehmen kann.

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